Die Geschichte unseres Clubs

50 Jahre Club Duisburg/Mülheim

Vortrag von Barbara Bergmann

Festveranstaltung am 31.Oktober 2009 im Lehmbruck-Museum, Duisburg


Als ich im Dezember 1982 zusammen mit Bärbel Menzel und Gudrun Nollert in den Club aufgenommen wurde, hatte er 1979 schon sein 20 jähriges Bestehen gefeiert und stellte erste Überlegungen zur Feier des 25 jährigen Jubiläums an. Zu diesem Anlass gab es damals wie heute eine Menge Geschichte aufzuarbeiten. Hierüber möchte ich einen kurzen Überblick geben:

Am 24. Oktober 1959 überreichte in Duisburg die Präsidentin der belgischen Union Soroptimist International Lisa Henrion unserer Gründungspräsidentin Charlotte von Loeper die Charterurkunde. Als zehnte Neugründung war unser Club einer der ersten Service-Clubs für Frauen im Nachkriegsdeutschland. Diese Zeit mit ihren noch jungen Erinnerungen an den  2. Weltkrieg prägte auch das erste Jahrzehnt unseres Clublebens in den 60er Jahren. So fühlten sich die Clubmitglieder insbesondere dem Soroptimist International - Ziel „Weltweiten Frieden und internationale Verständigung“ verpflichtet. Sie wirkten aktiv am Aufbau der internationalen Verständigung mit und suchten als deutsche Soroptimistinnen immer wieder den Kontakt mit ausländischen Clubschwestern. Dieses Bemühen unseres Clubs um Einbindung in einen internationalen Kontext wird vor allem deutlich durch die Übernahme von Ämtern auf europäischer Ebene. Charlotte von Loeper war von 1979 bis 1981 Präsidentin der europäischen Föderation von SI, und Renate König übernahm die Funktion der Honorary Secretary. So leiteten zum ersten Mal zwei deutsche Soroptimistinnen mitverantwortlich die europäische Föderation. Ebenfalls zum ersten Mal wurde in der Person von Charlotte von Loeper von 1983-85 eine deutsche Soroptimistin Repräsentantin von SI bei der International Labour Organization der UNO in Genf.
Die europäische und internationale Perspektive bestimmte damals auch die Aktivitäten unseres Clubs. So brachte das Amt der Präsidentin der europäischen Föderation es mit sich, dass hier in Duisburg  zwei governors meetings durchgeführt  wurden. Der Club war dabei eine große Hilfe vor allem bei der Betreuung der vielen internationalen Teilnehmerinnen. Höhepunkt war 1981 die Ausrichtung und Leitung des Kongresses von SI of Europe zum Thema „Women in Europe apply international understanding“. Dieser Kongress fand in Köln statt und wurde in Anwesenheit des damaligen Bundespräsidenten Prof. Carstens eröffnet. In diese Zeit fiel auch das Engagement für die Versöhnung mit Israel, das zu freundschaftlichen Treffen mit dem Bürgermeister von Jerusalem Teddy Kollek führte.
Der Wunsch nach internationaler Verständigung wurde 1986 ausgeweitet auf die Begegnung von Jugendlichen. Das erste Jugendtreffen der deutschen Union wurde unter der Regie unserer Clubschwester Ingeborg Ahlers in Duisburg ausgerichtet. 10 ausländische und 10 deutsche Jugendliche verbrachten eine Woche im Sporthotel Duisburg-Wedau und waren anschließend Gäste in den Familien der deutschen Teilnehmer. Diesem Beispiel folgten später andere Clubs der deutschen Union.

Mit der deutschen Wiedervereinigung richtete sich zeitweilig unsere Aufmerksamkeit auf die Situation und die Entwicklung im Osten Deutschlands. Durch den Wechsel unserer Clubschwester Ursula Schenk-Giere in das Justizministerium in Potsdam erhielten wir zahlreiche Informationen aus erster Hand. So bot sich uns 1992 die Gelegenheit, zu einem Regionaltreffen nach Chemnitz einzuladen und nicht wie üblich hier in die Region. Neben der Kontaktaufnahme mit ostdeutschen Clubschwestern, insbesondere aus dem zukünftigen SI Club Dresden, besichtigten wir damals auch die neu gegründete Wismut GmbH und erhielten Einblick in die ökonomische und umweltbezogene Situation der Bevölkerung.

Als Soroptimistinnen fühlen wir uns neben der internationalen Verständigung, und dem weltweiten Frieden vor allem auch der ehrenamtlichen Arbeit verpflichtet. Soroptimist International unterstützt zwar keine politischen Parteien oder religiöse Gruppen, jedoch sind alle Mitglieder aufgerufen, gesellschaftliche Vorgänge von politischer Relevanz zu beobachten, einen Standpunkt zu beziehen und sich einzumischen. So hat der Club Duisburg/Mülheim in der Vergangenheit eine Reihe von nationalen und internationalen SI Projekten unterstützt. Als Beispiele seien erwähnt: Kampf gegen Genitalverstümmelung von Frauen und Mädchen, das Mentoring-Programm „Förderung von Frauen als Entscheidungsträgerinnen“ oder die Unterstützung des Kinderdorfes in Oberhausen, ein Projekt der damaligen Präsidentin der Deutschen Union Frau Dr. Elke Schildberg aus dem Nachbarclub Gelsenkirchen-Buer. Für dieses Kinderdorf konnte 1994 hier im Lehmbruck Museum durch ein von uns organisiertes Benefizkonzert eine beträchtliche Summe eingenommen werden.
Unsere eigenen Clubprojekte bezogen sich sowohl auf Hilfestellungen im Ausland als auch hier vor Ort. Wir unterstützen z.B. den Aufbau einer Grundschule in Afghanistan, indem wir zu einem Benefizkonzert  zusammen mit dem Rotary International Club Mülheim Schloss Broich einluden. Oder wir halfen begabten rumänischen Mädchen durch finanzielle Zuwendungen ihr Studium erfolgreich abzuschließen.
In Mülheim organisierten wir Hausaufgabenhilfen für Kinder aus sozial schwachen Schichten, in Duisburg unterstützten wir Aktivitäten in Altenheimen.
Mit dem aktuellen Projekt „Sprachpatinnen“ möchte unser Club mit dazu beitragen, Mädchen mit Migrationshintergrund durch gezielte Sprachförderung mehr gesellschaftliche Teilhabe und schulischen Erfolg zu ermöglichen. Sprachpatinnen treffen sich einmal wöchentlich mit Grundschülern in Kleingruppen zu gemeinsamen Spielen. Die Spiele sind so ausgewählt, dass die Kinder in sprachintensive Situationen geführt werden. So erleben sie die deutsche Sprache als für sie selbst unmittelbar bereichernd. Die Erweiterung der Sprachkompetenz wird gewissermaßen zum beabsichtigten Nebeneffekt. Träger dieser Maßnahme ist der Kinderschutzbund Duisburg. Dieses Projekt ist kürzlich mit dem 1 Preis des vom Paritätischen Bildungswerk und der Fachhochschule Düsseldorf ausgeschriebenen Wettbewerbs „Blickpunkt Migration“ ausgezeichnet worden.
Unser künftiges Projekt wird ebenfalls in Duisburg durchgeführt und steht unter dem Motto „Respekt für dich und mich“. Durch ein Deeskalationstraining sollen Kinder zu einem gewaltarmen Umgang miteinander finden. In ausgewählten Brennpunktschulen lehrt ein ausgebildeter Deeskalationstrainer Grundschulkindern mittels praktischer Übungen und Rollenspielen, das Gewaltpotential, das z.B. durch Körperhaltung, Stimmlage usw. in bestimmten Situationen liegt, bei sich selbst und bei anderen wahrzunehmen. Hierdurch soll eingeübt werden, wie und an welchen Stellen man den Aufbau einer Gewaltspirale unterbrechen kann.
Bei allem Engagement für frauenrechtliche und soziale Belange wird gleichwohl auch im Club Duisburg /Mülheim gefeiert, und es werden Freundschaften geknüpft und gepflegt. Stellvertretend für die zahlreichen Begegnungen, Zusammenkünfte, Exkursionen und gemeinsamen Ausflüge, sei hier auf den regen Austausch und die immer wieder stattfindenden Treffen mit den Clubschwestern aus unseren Partnerclubs verwiesen: Portsmouth bzw. Chichester  in England, Amersfoort in den Niederlanden, Lorient in Frankreich und Reykjavik  in Island. So möchten wir heute mit den Clubschwestern aus unseren friendshiplinks und allen hier Anwesenden gemeinsam unser 50 jähriges Jubiläum feiern und freuen uns auf die Begegnung mit Ihnen - verbunden mit der Hoffnung, dass neue Freundschaften entstehen.


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